Mitte der 1950er Jahre zieht der 1936 geborene Mit-Erfinder des Dub nach Kingston, wo er beim Ska-ProduzentenClement Dodd zunächst "Mädchen für alles" wird. Nach mehreren eigenen Singles ("Old For New" 1959, "Chicken Scratch" 1965) trennt er sich von Dodd und arbeitet mit dem noch unbekannten Produzenten Joe Gibbs zusammen, bevor er 1968 sein eigenes Label "Upsetter Records" und die Instrumentalband "The Upsetters" gründet, die als erste Reggae-Gruppe in England auftreten. Nachdem die Wailers zunächst heimlich Perrys Musiker abwerben wollten, kooperieren Bob Marley & Co. mit "Scratch", der für sie bis 1971Songs (u.a. "Lively Up Yourself" ) schreibt und produziert.
Während Bob Marley & The Wailers bei Island Records ab 1973 eine Weltkarriere starten, entwickelt Perry seine Künste im Tonstudio immer weiter: Auf "Black Ark" (1974) entwickelt er mit gesampleten Naturgeräuschen, übereinander geschichteten Tonspuren und rauchgeschwängerten Aufnahmegeräten einen eigenen Sound. Als sein Studio 1980 abbrennt - während sich Perry einmal mehr im Drogenrausch befindet - verläßt er Jamaika und lebt einige Jahre in England, bevor er 1989 nach Zürich zieht und dort sein "White Ark"-Studio eröffnet.
Tonart | Beitrag vom 24.03.2016
Lee "Scratch" Perry auf der Leinwand
Rein im Geiste, erfolgreich in der Musik
Von Carsten Beyer
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Lee "Scratch" Perry ist Philosoph und Clown, Dichter und Paradiesvogel, Guru und Hofnarr in einer Person.
Mit einem Interesse für die ländlichen Ursprünge der Musik hat das nicht viel zu tun: Würden hier lediglich Traditionen der alten dörflichen Heimat zelebriert, die Likembe-Orchester hätten wohl niemals Vergleiche mit den Klangexperimenten von Jimi Hendrix, LeePerry oder den Krautrockern Can produziert oder gar Popstars wie Damon Albarn zu Feldforschungsreisen in den Kongo gelockt.
Anfang der Achtziger, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, arbeitete er mit Genregrößen wie Lee "Scratch" Perry und King Tubby zusammen, das Erfolgsalbum "Night Nurse" entstand in Bob Marleys berühmtem Tuff Gong Aufnahmestudio.
Zurück in Kingston, ist er an drei Klassikern beteiligt, die den Beziehungen zwischen Afrika, Jamaika und Jazz nachspüren: 1976 "Rangling Roots" mit einem Tribut an den im Jahr davor verstorbenen Count Ossie, 1977 als Leadgitarrist auf dem von Lee "Scratch" Perry produzierten Meilenstein "Heart Of The Congos",
Sie wurden zur Legende, als sie 1976 zusammen mit Lee „Scratch“ Perry, „Heart of the Congos“ eingespielt haben, den heiligen Gral der Rastafari-Bewegung.
In der avancierten Popmusik wird sodann durch Joe Meek, Brian Wilson, LeePerry und George Martin das Studio sprichwörtlich zum Instrument einer erweiterten Kontrolle von Sound und Stil.
Heute vor 75 Jahren: 13.5.1950 "Blind, schwarz und arm" wird Steveland Morris-Judkins (später Stevie Wonder) in Saginaw, Michigan, als drittes von sechs Kindern geboren.