Der Mitbegründer und herausragende Musiker (Altsaxophonist und Komponist) des Bebop wurde 1920 in einem Vorort von Kansas City in ärmlichen Verhältnissen geboren: Parkers Mutter verdiente den Lebensunterhalt der Familie als Krankenschwester, der Vater, früher einmal Varietékünstler, war alkoholabhängig und als Schlafwagenbetreuer nur selten zu Haus. Als Parker elf Jahre alt war, verließ sein Vater die Familie und die Mutter zog mit Charlie ins schwarze Wohnviertel von Kansas City. Dort besuchte er die "Lincoln High School" und begann sich mit Musik zu beschäftigen: Parker spielte Horn in der Schul-Bigband und in einer Schüler-Band. Nachts wanderte er durch das Vergnügungsviertel, um berühmte Jazz-Musiker zu hören: Count Basie, Lester Young u.a. zählten zu den Stars der Szene von Kansas City Anfang der dreißiger Jahre. Was Charlie faszinierte, waren die legendären Jam Sessions in den Clubs, wo talentierte Nachwuchstalente sich mit den etablierten Musikern messen konnten, wenn auch nicht ohne Risiko: Im Reno Club warf der Schlagzeuger von Count Basie einmal mit einem Becken nach dem fünfzehnjährigen "Stümper" Charlie Parker.
Bereits mit dreizehn begann Parker Aufputschmittel zu nehmen, ein Jahr später Marihuana, nach zwei weiteren Jahren Heroin. Er verließ die Schule, um Saxophon spielen zu lernen. Seine Mutter hatte ihm ein billiges gebrauchtes Instrument gekauft: Zusammengehalten von Klebeband und Zellophan, statt in einem Koffer transportierte er das Instrument in Zeitungspapier. Als er siebzehn war, hatte er es geschafft: Er hatte in Kansas einen Namen, konnte alle Soli von Lester Young auswendig spielen und er war festes Mitglied in der Band von Jay McShann.
1938 wurde ein Wendepunkt in Parker’s Leben: Er wurde Vater (Rebecca Rutting hatte er vor zwei Jahren geheiratet), doch die Arbeitsmöglichkeiten für Musiker in Kansas City verschlechterten sich aufgrund der neuen Politik, die gegen das "Rotlichtmilieu" vorging. Parker musste nach einer Messerstecherei einige Tage ins Gefängnis. Er verließ seine Familie, um über Chicago nach New York zu reisen. Dort arbeitete er als Tellerwäscher in dem Jazz-Club, in dem der legendäre Pianist Art Tatum regelmäßig auftrat.
1939 kehrte Parker zum Begräbnis seines Vaters, der von einer Prostituierten erstochen worden war, nach Kansas zurück. Inzwischen war er heroinabhängig und die Ehe mit Rebecca nicht mehr zu retten: Scheidung. Nach teilweise unfreiwillig kurzen Engagements in verschiedenen Bands (bei den "Harlan Leonard Rockets" wurde er z.B. wegen andauernder Unpünktlichkeit entlassen) wurde er Gründungsmitglied der Jay McShann-Big-Band, die 1941 ihre ersten Plattenaufnahmen machte. In diesem Jahr entstand auch seine erste eigene Komposition, die "Yardbird Suite" und sein Spitzname "Bird". Beim Auftritt der McShann-Band im New Yorker "Savoy Ballroom" im Januar 1942 wurde die Fachpresse erstmals auf Parker aufmerksam.
Ende 1942 verließ Parker die Jay McShann-Band, um nach New York zurückzukehren. Das "Monroe’s" und "Minton’s Playhouse" waren die Treffpunkte der Jazzmusiker, die dem Swing überdrüssig geworden waren und mit neuen Spielformen experimentierten. Parker lernt Dizzy Gillespie kennen, seinen wichtigsten Partner bei der Entwicklung des Bebop. Nach der "Lover man"-Session 1946 erlitt Parker, der seine Heroinsucht mit exzessivem Alkoholkonsum "bekämpft" hatte, einen Nervenzusammenbruch und landete zunächst in der Psychiatrie, nach der Fürsprache von Freunden in einer Heilanstalt. Nach seiner Entlassung im Januar 1947 begann die Phase seiner größten Erfolge: Die Formierung seines Quintetts mit Miles Davis an der Trompete und der Auftritt mit Dizzy Gillespie in der Carnegie Hall. Beim Pariser Jazzfestival lernte er u.a. Boris Vian und Juliette Greco kennen. Am Broadway wurde das "Birdland" (Parker zu Ehren so genannt) eröffnet, er experimentierte mit Streichern und absolvierte eine erfolgreiche Schweden-Tournee.
1951 wurde Parkers "Cabaret Card" unter Verweis auf seine Drogenabhängigkeit eingezogen, er durfte in New Yorker Clubs nicht mehr auftreten. Sein Quintett löste sich daraufhin auf. Erst im Herbst 1952 erhielt er seine Auftrittserlaubnis zurück. Finanzielle Sorgen, der Tod seiner Tochter Pree und die Folgen seines Alkoholismus führten Parker immer tiefer in die Sackgasse: Bei einem Konzert mit Streichern im "Birdland" entließ Parker 1954 auf offener Bühne seine Musiker und erhielt daraufhin Lokalverbot. Nach einer Auseinandersetzung mit seiner Lebensgefährtin Chan unternahm Parker einen Selbstmordversuch, wurde gerettet und lieferte sich anschließend selbst in die Psychiatrie ein. Doch seine Versuche, zu einem "bürgerlichen" Leben zu kommen, blieben erfolglos: Am 12. März 1955 starb Charlie Parker 35-jährig. Als Todesursachen wurden u.a. Herzinfarkt, Lungenentzündung und Leberzirrhose angegeben. Zeittafel (6)
1920 29. August * Charlie Parker (Kansas City, USA) 1940 Charlie Parker komponiert sein erstes Stück, die "Yardbird Suite". 1946 Charlie Parker: "Birds of paradise" 1951 Charlie Parker wird die Cabaret Card für New Yorker Clubs entzogen. 1954 7. März Bei einem Konzert mit Streichern im New Yorker "Birdland" entläßt Charlie Parker auf offener Bühne seine Musiker und erhält daraufhin Lokalverbot. 1955 12. März † Charlie Parker Kontext
Basie,Count | Bebop | Big-Band | Birdland (Jazzclub) | Cabaret Card | Davis,Miles | Gillespie,Dizzy | Jazzmusiker | Kansas (US-Bundesstaat) | Kansas City | Lover Man | McShann,Jay | Minton’s Playhouse | Musiker | New York | Quintett | Saxophon | Streichinstrument | Vian,Boris | Yardbird Suite | Kategorie "Parker,Charlie"
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"Ich wußte nichts über Harmonik. Nachdem ich die Tonleitern gelernt hatte, brachte ich mir bei, den Blues in allen 12 Tonarten spielen zu können. Dann lernte ich ’I got rhythm’ und ’Cherokee’ in allen 12 Tonarten. Dann war ich fertig."
Charlie "Bird" Parker
"Ohne die Zuhälter, Prostituierten, Strichmädchen, Gangster und Spieler gäbe es keinen Jazz! Sie unterstützten die Klubbesitzer, welche die Musik kauften. Es war nicht die Mittelklasse, die sagte, "Komm, lass uns heute Abend Charlie Parker anhören gehen.""
Betty Carter
Stand: 12.02.2025, letzte Änderung: 03.02.2025
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