[von lat. "compositio" (Zusammensetzung)]
Im engeren Sinne werden unter Kompositionen schriftlich notierte und reproduzierbare Musikstücke verstanden, die in Europa seit dem 9. Jahrhundert existieren. Der Übergang zwischen Komposition und Improvisation ist fließend.
Die Auflösung der feudalen Gesellschaft und das Erstarken des Bürgertums und der Städte beendet den zumeist funktionalen Charakter von Musik (Kirchenmusik, Spielmannsmusik, Tanzmusik,...) und führt allmählich zum eigenständigen Beruf des Komponisten.
Für das Komponieren wird ein - nur teilweise schriftlich festgehaltenes - Regelwerk entwickelt, das die Bereiche Harmonik, Melodik, Instrumentierung, Rhythmik und Dynamik u.a. umfasst. Auf Konservatorien und im privaten Unterricht werden die Prinzipien des Kontrapunktes, des Sonatenhauptsatzes und anderer Gesetzmäßigkeiten vermittelt - um von einer folgenden Komponistengeneration in Frage gestellt zu werden. Zeittafel (44)
-800 Eine sumerische Hymne an die Schöpfung des Menschen zählt zu den ältesten schriftlich festgehaltenen Kompositionen. 1627 Heinrich Schütz komponiert in Dresden "Die Tragicomoedia von der Dafne", die als erste deutsche Oper gilt. 1706 26. April Giacomo Meyerbeer komponiert die Oper "Il Crociato in Egitto" 1764 Mozart komponiert achtjährig seine erste Sinfonie. 1791 Joseph Haydn komponiert "The surprise" ("Sinfonie mit dem Paukenschlag"). 1798 Ludwig van Beethoven komponiert die "Sonate Pathetique" op. 13 1801 Ludwig van Beethoven komponiert die "Mondscheinsonate". 1810 27. April Ludvig van Beethoven komponiert eine Klavierbagatelle in A-Moll, die erst 1867 als "Für Elise" von seinem Biographen Ludwig Nohl veröffentlicht wird. Gewidmet ist das heute wohl populärste Klavierstück Beethovens jedoch höchstwahrscheinlich der Tochter seines Hausarztes, Therese Malfatti. 1824 Giacomo Meyerbeer komponiert die Oper "Il crociato in Egitto". 1834 Gaetano Donizetti wird Professor für Komposition am Konservatorium in Neapel. 1852 1. August Eröffnung des Laves-Opernhauses in Hannover, das mit 1.800 Plätzen nun das größte Opernhaus in Deutschland ist. Für das Eröffnungs-Festspiel "Kunst und Natur" hat Heinrich Marschner die Musik komponiert. 1856 Richard Wagner komponiert "Die Walküre". 1860 Sebastian Yradier komponiert auf Kuba die Habanera "La paloma". 1866 3. Juli Johann Gottfried Piefke komponiert nach dem Sieg der preußischer Truppen in der Schlacht bei Königgrätz über Österreichs Armee den Königgrätzer Marsch. 1869 Balakirew komponiert "Islamey" 1878 Die letzte hawaiianische Königin Queen Lili’uokalani komponiert" das Lied "Aloha Oe". 1879 Der von Miguel Failde Pérez komponierte Song "Las Alturas de Simpson" gilt als erster kubanischer Danzón. 1880 Alexander Borodin komponiert "Eine Steppenskizze aus Mittelasien". 1880 Peppino Turco und Luigi Denza komponieren "Funiculi funicula" für die neue Drahtseilbahn in Neapel und schaffen einen Klassiker der "Canzone napoletano". 1897 Tom Turpins "Harlem Rag" erscheint als erste Komposition eines schwarzen Musikers. 1898 John Foulds komponiert das erste Streichquartett mit Vierteltönen. 1898 Auf einer Reise in die Ukraine komponiert Eduardo di Capua "O’ sole mio", eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Neapel. 1912 3. September Uraufführung der "5 Orchesterstücke op 16" von Arnold Schönberg in London. Die Kompositionen sind die ersten atonalen Werke für größere Besetzung. 1913 19. Oktober In Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. wird das Wiener Konzerthaus mit einem Festkonzert eröffnet. Zu hören sind das eigens hierfür komponierte "Festliche Präludium op. 61" von Richard Strauss sowie Beethovens 9. Sinfonie. 1918 4. Juli Irving Berlin komponiert "God bless America" 1920 Aaron Copland veröffentlicht seine erste Komposition "Cat and Mouse", ein Scherzo für Klavier. 1924 7. April Andrés Segovia gibt im Konzertsaal des Pariser Konservatoriums sein Pariser Debüt. Unter den Zuhörern sind Paul Dukas, Manuel de Falla, Joaquín Nin, der Philosoph Miguel de Unamuno und Albert Roussel, dessen Komposition "Segovia" Teil des Programms ist. 1936 19. April Uraufführung des Violinkonzerts Alban Bergs in Barcelona. Mit dem Titel "Dem Andenken eines Engels" widmete Berg seine letzte Komposition der früh verstorbenen Manon Gropius. 1938 Dimitri Schostakowitsch komponiert die 2. Jazz-Suite für das neu gegründete Russische Jazz-Orchester. 1939 Joaquin Rodrigo komponiert mit dem "Concierto de Aranjuez" das erste Werk für Gitarre und Orchester. 1940 Charlie Parker komponiert sein erstes Stück, die "Yardbird Suite". 1941 Consuelo Velázquez komponiert "Bésame Mucho". 1955 Unto Mononen komponiert den Tango "Satumaa", der zur heimlichen finnischen Nationalhymne wird. 1965 21. Mai Terry Rileys Komposition "In C" wird in San Francisco uraufgeführt. 1966 23. Oktober Bei den Donaueschinger Musiktagen wird Isang Yuns Komposition "Réak" unter Leitung von Ernest Bour uraufgegeführt. 2004 16. Dezember Ein erst 2002 im Nachlass Paul Hindemiths gefundenes Klavierkonzert wird von den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle uraufgeführt. Solist Leon Fleisher will mit dem für eine Hand konzipierten Werk auf die Krankheit Muskeldystonie aufmersam machen, die seine rechte Hand über 30 Jahre lang lähmte. Hindemith hatte das Stück seinerzeit für Paul Wittgenstein komponiert, der das Werk jedoch ablehnte. 2005 7. Juni Das Bach-Archiv Leipzig präsentiert eine wiederentdeckete Komposition Johann Sebastian Bachs. 2009 20. Januar Bei der Amtseinführung von Barack Obama zum 44. US-Präsidenten interpretierte Aretha Franklin "My Country ‘Tis of Thee". Ithzak Perlman, Yo-Yo Ma, Anthony McGill und Gabriela Montero präsentierten die John Williams-Komposition «Air and Simple Gifts». 2013 1. Januar Beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker werden neben Werken der Strauß-Familie auch mehrere Komposition von Wagner und Verdi gespielt. 2014 5. Februar Medienberichte enthüllen, dass die Werke des japanischen Komponisten Mamoru Samuragochi seit 1996 nicht von ihm, sondern von Takashi Niigaki komponiert worden sind. Niigaki teilte auch mit, dass Samuragochi nicht - wie von ihm behauptet - taub sei. 2016 16. März Im Kraftwerk Berlin findet ab 0 Uhr die öffentliche Weltpremiere von Max Richters achtstündiger Komposition "Sleep" statt. Etwa 500 Feldbetten stehen bereit. Schlafsäcke, Kopfkissen und Kuscheltiere müssen selbst mitgebracht werden. 2016 17. Dezember Fazil Say wird in der Bonner Kreuzkirche mit dem Beethovenpreis für Menschenrechte ausgezeichnet. In der Begründung der Wahl heißt es, Say "suche mit seinen Kompositionen immer wieder den Dialog zwischen Europa und der Türkei". Der türkische Journalist Can Dündar, der die Laudatio halten sollte, sagt seine Teilnahme kurzfristig ab. 2018 8. November Der Klarinettist Jörg Widmann wird von der Mainzer "Akademie der Wissenschaften und der Literatur" für seine Kompositionen mit dem Robert-Schumann-Preis für Dichtung und Musik ausgezeichnet. 2022 5. Dezember Julian Anderson wird für seine Komposition "Litanies" mit dem Grawemeyer Award 2023 ausgezeichnet. Kontext
Afrikanische Klavierkunst | Anderson,Julian | Barber,Samuel | Brahms,Johannes | Eben,Petr | Giazotto,Remo | Komponist | Liszt,Franz | Milhaud,Darius | Originalkomposition | Rautavaara,Einojuhani | Roux,Isak | Scelsi,Giacinto | Schifrin,Lalo | Schönberg,Arnold | Schostakowitsch,Dmitrij | Sibelius,Jean | Tonsatz | Urtext | Villa-Lobos, Heitor | Kategorie "Komposition"
Typen (2): Computerkomposition | Originalkomposition |
Weitere (7): Komponist | Kompositionslehrer | Kompositionsstudium | Kompositionstechnik | Kompositionsunterricht | Tonsatz | Urtext |
Übergeordnete Kategorie: Musikwerk |
Es ist nicht schwer, zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.
Johannes Brahms
Fängst du an zu komponieren, so mache alles im Kopf! Erst wenn du ein Stück ganz fertig hast, probiere es am Instrumente!
Robert Schumann
Komponieren bedeutet für mich, eine gewisse Anzahl von Tönen nach gewissen Intervallbeziehungen zu ordnen.
Igor Strawinsky
"Ich habe gehört, wie er sich rühmte, ein Konzert mit allen Stimmen schneller komponieren zu können als die Kopisten zum Abschreiben brauchten."
Charles de Brosse über Antonio Vivaldi, 1739
"Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung - Ich fand die Kraft, das Konzert ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. ,Nun?‘ fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund. Sanft zunächst, wie wenn er Kraft sammeln wollte, und schließlich ausbrechend mit der Gewalt des Jupiter Tonans. Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden."
Tschaikowski in einem Brief an Nadeschda von Meck über die Reaktion Nikolai Rubinsteins auf sein 1. Klavierkonzert.
"Wenn ihr komponiert, dann ist es mir lieber, ihr irrt euch (wenn ihr euch denn irrt) und bleibt dabei natürlich und frei, als dass ihr anfangt, irgendetwas vortäuschen zu wollen, was ihr nicht seid."
Nadia Boulanger
„Innerhalb einer Komposition mag ich Improvisation überhaupt nicht. Nur im Jazz, also in stilistisch normierten Formen, mit einem vorgegebenen begrenzten Vokabular, kann man damit einiges machen. Das besitzt oft hohe Qualität, ob das nun tonal ist wie bei Louis Armstrong, modal wie bei Miles Davis und John Coltrane oder atonal wie bei Cecil Taylor – es ist ganz große Musik. Aber in komponierter Musik, in meinem Fach, bin ich für genaue Ausarbeitung und Notation wie bei Bach.“
György Ligeti, 2000
Stand: 25.04.2025, letzte Änderung: 04.01.2024
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