[von lat. "improvisus" unvorhergesehen]
Als improvisieren wird spontanes, nicht vorab durch Notation festgelegtes Musizieren bezeichnet.
Besonders im Jazz ist die Fähigkeit zum freien, nicht durch Partitur oder andere detaillierte Notationen festgelegten Spiel Kennzeichen guter Instrumentalisten. Dabei kann von einem Thema oder einem vorgegebenen Tonmaterial (modale Improvisation) ausgegangen werden. Neben der Soloimprovisation, bei der sich die anderen Instrumente über einen oder mehrere Chorusse hinweg auf die harmonische und rhythmische Begleitung beschränken, existiert u.a. im New Orleans Jazz und im Free Jazz das Prinzip der Kollektivimprovisation.
In der klassischen Musik gab es vor allem im Barock kunstvolle Improvisationen auf Orgel und Laute. Diese Fähigkeit demonstrierte Johann Sebastian Bach eindrucksvoll bei seinem Besuch bei Friedrich dem Großen, als er aus dem Stand zu einem vorgegebenen Thema eine sechsstimmige Fuge schuf (und es später zum "Musikalischen Opfer" ausarbeitete). Bis heute erhalten hat sich die Kadenz, in der ein Solist freie Gestaltungsmöglichkeiten hat.
In der Rockmusik gab es vor allem in der psychedelischen Phase der 1960er Jahre ausgedehnte Improvisationen z.B. bei den Doors (Ray Manzarek), Carlos Santana, Jimi Hendrix u.a. Im HipHop wird das improvisierte Rappen als Freestylen bezeichnet. Zeittafel (2)
1960 21. Dezember Ornette Coleman spielt mit einem Doppel-Quartett das Album "Free Jazz: A Collective Improvisation" ein, das zum Namensgeber des Free Jazz wird. 1975 24. Januar Das in der Kölner Oper live improvisierte "Köln Concert" Keith Jarretts wird zu seiner erfolgreichsten Einspielung: Bis heute wurden mehr als eine Million Tonträger verkauft. Kontext
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"Der Jazz ist oder hat ein Problem, weil er hauptsächlich improvisierte Musik ist"
Pierre Boulez
„Innerhalb einer Komposition mag ich Improvisation überhaupt nicht. Nur im Jazz, also in stilistisch normierten Formen, mit einem vorgegebenen begrenzten Vokabular, kann man damit einiges machen. Das besitzt oft hohe Qualität, ob das nun tonal ist wie bei Louis Armstrong, modal wie bei Miles Davis und John Coltrane oder atonal wie bei Cecil Taylor – es ist ganz große Musik. Aber in komponierter Musik, in meinem Fach, bin ich für genaue Ausarbeitung und Notation wie bei Bach.“
György Ligeti, 2000
Stand: 13.12.2024, letzte Änderung: 08.08.2024
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