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Glanzvolle Improvisationen
Der Pianist Laurens Patzlaff und seine "Reflections on Debussy"
Von Jochen Hubmacher
Neben den üblichen "Best of"-CDs gibt es zum 150.
Die orchestralen Teile, aus denen eine kurze Bratschenbegleitung (ad libitum) selbst in der Klaviersonate noch überlebt, reduzierte Ives zu einem dichten, polyphonen, klavierauszug-ähnlichen Satz, dessen musikalische Genese und Syntax er in enger Beziehung zu Emersons improvisatorischer, oft sprunghafter Rhetorik sah.
Charlie Parker, der mit größerer Autorität als jeder andere in der Sprache des Bebop improvisierte und damit einen Großteil seines Vokabulars schuf, fand zu wenig Anerkennung in der Öffentlichkeit.
Doch vor allem war er der Improvisator, der mit seinen souverän sprudelnden Chorussen sein Instrument aus der Exoten-Ecke befreite und als verbindliche Stimme im Jazz etablierte: Es war Gerry Mulligans der dem bis dahin ungelenken, schwerfälligen Bariton-Saxophon Klänge entlockte, wie sie vor ihm noch nie und auch nach ihm, wenn überhaupt, dann nur äußerst selten zu hören waren und sind.
Seine Gruppen, wiewohl partiell geführt wie Strafkolonien, waren nichtsdestoweniger Talentschuppen ersten Ranges und brachten so ganz nebenbei die seit den Tagen von New Orleans verschüttet geglaubte Tradition der Kollektiv-Improvisation zurück, und wo der Durchschnittsbürger bei entsprechender Disposition Gefahr läuft, von den Spannungen einer chaotischen Seele zerfetzt zu werden, da wurden wir bei ihm dank eben dieser Spannungen nur zu häufig Zeugen von kreativen Ausbrüchen, die immer zugleich auch Aufbrüche zu neuen Ufern waren: Wiewohl selbst nie „Free Jazzer“ im eigentlichen Sinne, so hat Charles Mingus doch das Feld für den bis heute verbindlichen Neuen Jazz bestellt wie wohl nur wenige andere neben ihm.
Gelegentlich nickt Pluhar (nicht verwandt mit Erika) im Konzert aufmunternd oder lacht quietsch-stillvergnügt, wenn die improvisatorische Schleife eines Kollegen glückt.
Solche modalen Skalen bieten den drei elektrischen Solovirtuosen - McLaughlin an der Gitarre, Goodman an der Violine, Hammer an den Keyboards - viel Spielraum für virtuose, ekstatische, technisch diffizile Improvisationen, gelegentlich in raschem Wechsel.