Aus China und dem Mittleren Osten ist die jahrhundertealte Praxis bekannt, Jungen vor dem Stimmbruch zu kastrieren und so ihre Knabenstimme zu erhalten. Die Ausgewählten arbeiteten dann zumeist als Haremswächter (Eunuchen). In Europa kam diese Praxis im 16. Jahrhundert in Gebrauch, da die katholische Kirche keine Frauenstimmen duldete und der Stimmumfang der reinen Männerchöre zunehmend an Grenzen stieß.
Zahlreiche Werke der Opera seria wurden für Kastraten geschrieben, die den Status von Superstars erreichten. Gesangslehrer zahlreicher berühmter Kastratem wie Porporino, Farinelli und Caffarelli war der neapolitanische Komponist Nicola Porpora.
Der Chor der Sixtinischen Kapelle beschäftigte noch bis ins 20. Jahrhundert kastrierte Knaben, obwohl der schmerzhafte Eingriff seit dem 16. Jahrhundert verboten war. Die einzigen erhaltenen - allerdings stark verrauschten und künstlerisch unbedeutenden -Tonaufnahmen stammen von Alessandro Moreschi, dem "letzten Kastraten".
1601 | Papst Clemens VIII. bietet Kastraten eine Anstellung als Sänger in der päpstlichen Kapelle an. (Die Kastration ist seit 1587 verboten, wird aber weiterhin praktiziert)
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1773 | 17. Januar Uraufführung der Motette "Exsultate, jubilate" von Wolfgang Amadeus Mozart durch den Kastraten Rauzzini in Mailand. |
1903 | 22. November Papst Pius X. schreibt in seinem Motu Proprio "Tra le sollecitudini" (über die Kirchenmusik) vor, dass Sopran- und Altstimmen in Kirchenchören nicht mehr mit Kastraten besetzt werden dürfen. |