Die von Johann Wolfgang von Goethe 1782 verfasste Ballade wurde von Franz Schubert 1815 vertont. Goethe war von Schuberts Komposition allerdings weniger begeistert als die Musikkritik: Es schickte das Manuskript kommentarlos zurück.
Der Text des Erlkönigs:
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
"Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?"-
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?-
"Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif."
"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand".
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?-
"Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind."
"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
Und wiegen und tanzen und singen dich ein."
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?-
"Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau."
"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt:
Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt."-
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!-
Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Müh’ und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
1782 | Johann Wolfgang von Goethe schreibt "Der Erlkönig" für das Singspiel "Die Fischerin". Bekannt wird die Ballade in der späteren Vertonung von Franz Schubert. |
1815 | Franz Schubert vertont Johann Wolfgang von Goethes Ballade "Der Erlkönig". |
1821 | Schuberts "Erlkönig"-Vertonung wird erstmals gedruckt. |