Comedian Harmonists aus: WORLDS OF MUSIC

Mit Evergreens wie "Mein kleiner grüner Kaktus", "In der Bar zum Krokodil", "Ein Freund, ein guter Freund", "Veronika, der Lenz ist da" und ihrem perfekten A capella-Satzgesang waren die Comedian Harmonists die Superstars der beginnenden dreißiger Jahre in Deutschland, die Gagen in bis dahin unerhörter Höhe kassierten und auch international riesige Erfolge feierten. Der Nationalsozialismus sorgte jedoch mit seiner "Rassengesetzgebung" für das Ende der Gruppe auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Die Idee zur Gründung eines deutschen Gegenstücks zu den US-amerikanischen Revelers setzte der junge Musiker und Arrangeur Harry Frommermann 1927 mit einer Zeitungsannonce um. Unter den zahllosen Bewerbern war auch der Bass Robert Biberti, der seinerseits zwei Kollegen aus dem Chor des Berliner Großen Schauspielhauses, den bulgarischen Tenor Ari Leschnikoff und den polnischen Bariton Roman Cycowski für die Idee einer A Capella-Gesangsgruppe gewinnen konnte. Leschnikoff brachte seinen Freund Erwin Bootz aus Stettin als Pianisten in die Gruppe, zweiter Tenor war zunächst Walter Nussbaum.

Bis Mitte 1928 erarbeiteten sie sich ihr Repertoire. Ein erstes Vorsingen an der Berliner Scala war jedoch erfolglos. Nach weiteren Proben gelang es ihrem Agenten Levy schließlich Erik Charell von ihrem Potential zu überzeugen, so dass sie im September 1928 ihr erstes Konzert im Großen Schauspielhaus hatten.
Innerhalb eines Jahres wurden sie mit Schallplattenaufnahmen, Rundfunkauftritten, der ersten Tournee 1930 und dem Film-Schlager "Ein Freund, ein guter Freund" ("Die drei von der Tankstelle") zu den ersten "Popstars" (und Großverdienern) in Deutschland.

Da drei der Harmonists Juden waren (Frommermann, Cycowsky und Collin, der 1929 für Nußbaum gekommen war), geriet die Gruppe nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933 ins Visier der Nationalsozialisten und ihrer Reichskulturkammer: vereinbarte Konzerte wurden abgesetzt, UFA-Filme durften nicht mehr gedreht werden, im Radio wurden ihre Lieder nicht mehr gespielt. Am 1.3.1934 hatten sie in München ihren letzten gemeinsamen Auftritt in Deutschland.

Nach Gastspielen in Europa gaben sie einen umjubelten Auftritt auf dem Flugzeugträger "Saratoga" in New York vor der Atlantik- und Pazifikflotte der Amerikaner. Trotzdem erschien ihnen das Auswandern in die USA auch wegen der großen Konkurrenz als zu riskant, so dass sie nach Deutschland zurückkehrten.

1935 kam es zur Auflösung des ursprünglichen Ensembles: Biberti, Bootz und Leschnikoff, die weiter auftreten durften, formierten die Gruppe neu, während Frommermann, Cykowsky und Collin ins Ausland gingen. Auch nach dem Ende des zweiten Weltkrieges trafen die sechs Musiker nicht mehr gemeinsam zusammen.

Literatur

Eberhard Fechner: Die Comedian Harmonists. Sechs Lebensläufe. Taschenbuch, Heyne, München, 1997, 413 S. ISBN: 3453138996.
Eberhard Fechner: Die Comedian Harmonists. Sechs Lebensläufe. Dokumentarfilm, 1976.
Tilo Köhler: Comedian Harmonists. Roman. Gebundene Ausgabe, G. Kiepenheuer, Leipzig, 1997, 296 S. ISBN: 337800603X.
Joseph Vilsmaier: Comedian Harmonists. DVD 1998, BMG. ISBN: 4321598992.
Mit Ulrich Noethen als Harry Frommermann, Ben Becker als Robert Biberti, Kai Wiesinger als Erwin Bootz, Heinrich Schafmeister als Erich A. Collin, Max Tidof als Ari Leschnikoff, Heino Ferch als Roman Cycowsky sowie Katja Riemann als Mary Cycowsky, Meret Becker als Erna Eggstein und Rolf Becker als Levy.
Joseph Vilsmaier, Gustav Kiepenheuer: Comedian Harmonists - eine Legende kehrt zurück. ISBN: 3378010258.

Zeittafel (2)

1927	18. Dezember Im Berliner Lokal-Anzeiger sucht Harry Frommermann junge Talente für eine A Capella-Gruppe im Stil der US-Vokalgruppe The Revelers. Dies führt zur Gründung der Comedian Harmonists
1935	22. Februar Ari Leschnikow, Robert Biberti und Erwin Bootz von den Comedian Harmonists werden in die Reichsmusikkammer aufgenommen. Gleichzeitig erhalten Sie ein Verbot, mit den "Nichtariern" Erich A. Collin, Harry Frommermann und Roman Cycowski weiterhin aufzutreten.

Kontext

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