Wegbereiter der Venezianische Mehrchörigkeit war Ruffino d’Assisi der während seiner Zeit als magister cantus in Padua (1510 bis 1520) die Technik des geteilten Chores (coro spezzato) einsetzte, um insgesamt 8 Stimmen auf zwei vierstimmige Chöre zu verteilen. Gioseffo Zarlino warb in seiner Schrift "Istituzioni harmoniche" (1558) für die Mehrchörigkeit, da "in großen Kirchen, in denen die Vierstimmigkeit, auch wenn viele Sänger für jede Stimme vorhanden sind, dafür nicht mehr ausreicht, einen großen Klang zu erzielen, aber in diesem Klang auch Abwechslung zu schaffen."
In Venedig wurde die Musizierpraxis mit den architektonischen Besonderheiten des Markusdoms verbunden. Nischen und Emporen wurden einbezogen, um vokale, instrumentale und gemischte Teilgruppen zu platzieren. Als größte Meister der Venezianischen Mehrchörigkeit gelten Giovanni Gabrieli und sein Schüler Heinrich Schütz.
Um 1620 ging das Interesse an der Mehrchörigkeit in Venedig zurück und spielte schon bei Monteverdi nur noch eine Nebenrolle. Der Grundgedanke, Chöre an unterschiedlichen Positionen aufzustellen, wurde u.a. von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Frank Martin aufgegriffen. Die Raum-Kompositionen der Neuen Musik entwickelten die Idee weiter.