Als Gassenhauer wurden ursprünglich die nächtlichen städtischen Bummler, ab dem 16. Jahrhundert auch ihre Lieder bezeichnet. In der Romantik erhielt der Begriff gegenüber dem "wertvollen" Volkslied eine abwertende Bedeutung: Meist galten aktuelle, vermeintlich kurzlebige Opernparodien und Spottlieder als Gassenhauer. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff von dem des Schlagers abgelöst.
29.12.2001
MUSIK
Der göttliche Gassenhauer
Von Umbach, Klaus
Beethovens Neunte Sinfonie, traditioneller Erbauungshit zum Jahreswechsel, wurde von der Unesco unter die Schätze des "Memory of the World" gereiht.
erinnert sich Miles Davis in seiner Autobiographie und weist damit - freilich unbeabsichtigt - auf die nach dem Blues zweite Domäne des kleinen Mannes mit dem großen Klang hin, die zusammen mit den Block-Akkorden zum weiteren Markenzeichen wurde: Ob Standard oder aber Eigen-Komposition, Gassenhauer oder Kenner-Leckerbissen - so swingend vital er in seinen schnelleren Stücken war, so eindringlich lyrisch war er in seinen langsamen, und was immer er anfaßte an auf Anhieb unter die Haut gehenden Titeln, ging in seiner Interpretation gleich noch einen ganzen Zacken tiefer.
Glinkas über weite Strecken ziemlich düsteres "Trio pathétique" zum Beispiel könnte mit einer Oboe an Stelle der originalen Klarinette vielleicht ein wenig weicher und versöhnlicher klingen, Beethovens frisches und stellenweise gar freches "Gassenhauer"-Trio wiederum (von dem es sogar eine Fassung ganz ohne Bläser für Violine, Cello und Klavier gibt) gewinnt mit dem Holzbläser-Klang womöglich nicht nur eine andere Koloristik, sondern womöglich auch eine insgesamt lyrischere Ausstrahlung.
Ein Musiklexikon von 1880 meinte: „Der Klangcharakter des Akkordeons entbehrt jedes Adels und jeder Schönheit, und diese Eigenschaften (...) stempeln es zum geeigneten Dolmetscher des Gassenhauers.“
Sie spielten Märsche und Polkas, schottische Tänze und leichte Klassik, aktuelle Gassenhauer und natürlich auch die Coon Songs und Cakewalks der Minstrel Shows.