Kindheit
Der US-amerikanische Jazzmusiker wurde am 1901 in einer Slumgegend, genannt "Battlefield" in New Orleans geboren. Sein Vater Willie Armstrong verließ seine Mutter, Mayann und ihr Baby schon bald nach der Geburt, kümmerte sich auch später nicht um seine Familie. Erzogen wurde Louis vor allem von seiner Großmutter väterlicherseits, einer ehemaligen Sklavin. Armstrong vermutete, daß seine Vorfahren aus Dixcove bei Accra in Ghana kamen. Als Louis sieben war, zog seine Mutter mit ihm nach Black Storyville in eine Hinterhof-Bretterbude. Die Ein-Zimmer"wohnung" hatte nur ein Bett, die Gemeinschaftstoilletten hatten keine Wasserspülung und wurden nur einmal die Woche geleert. Bei einer Kohlenlieferung in ein Crib (Verschläge mit Feuerstelle, in denen die Prostituierten ihre Freier empfingen) hörte Armstrong sein Idol, "King" Joe Oliver im "Pete Lalas Cabaret" Trompete spielen. Später wurde Joe Oliver sein Lehrer, unterrichtete ihn auf dem Kornett und nahm ihn in seinem Haus auf. Ein weiterer Lehrer war der Trompeter Bunk Johnson, an dessen Instrument Armstrong solange "herumfummelte" bis er einen Ton herausbrachte und der ihm beibrachte, wie man das Instrument hält, an den Mund setzt und auf ihm den Blues spielt.
Happy Shots
An den Docks von New Orleans zwischen den Bananenbooten lernte Louis - inzwischen zwölfjährig - einige Jungen kennen und gründete mit ihnen das Gesangsquartett "Happy Shots". Von seinen Kumpels bekam er hierbei wegen seines großen Mundes die Spitznamen "Dipper-", "Gate-" und "Satchelmouth" (woraus später Satchmo" wurde). In der Neujahrsnacht 1913 gab Armstrong einen Revolverschuß ab und wurde in eine Erziehungsanstalt bzw. Jugendgefängnis gebracht. Peter Davis, Armstrongs Lehrer, brachte ihm zunächst Tamburin, Schlagzeug und Althorn bei, bevor er ihm seine Trompete lieh. Innerhalb kürzester Zeit konnte Louis "Home, sweet home" spielen und wurde bald Leader der "Waif’s Home"-Band.
Foto: Storb S.26 Geburtshaus
Up the river
Nach seiner Entlassung aus "Waif’s home" arbeitete Armstrong für kurze Zeit im Haushalt der neuen Familie seines Vaters, bevor er 1915 zu seiner Mutter zurückkehrte. Er verkaufte Zeitungen, jobbte in einer Molkerei, trug wieder Kohlen aus und spielte nachts in Honky Tonks. 1916 gründete Armstrong seine erste Band, die sich aber nach kurzer Zeit wieder auflöste. Er erhielt ein festes Engagement in "Henry Matrangas Tonk", wo er erstmals mit Sidney Bechet spielte. Als 1917/18 viele Musiker wegen der Schließung von Storyville nach Chicago gingen, blieb Armstrong weiter in New Orleans und ersetzte "King" Joe Oliver in der Band von Kid Ory. Von 1919 - 1921 spielte er bei Fate Marable auf dem Mississippi Riverboat "Sydney", auf dem er bei dem Mellophonspieler David Jones in Notenlesen, Blattspiel und Arrangieren unterrichtet wurde.
Chicago
Am 8. Juli 1922 schickte Joe Oliver, der inzwischen mit der "Creole Jazz Band" in Chicago gut im Geschäft war, ein Telegramm an Armstrong, er solle New Orleans verlassen und zweiter Trompeter in seiner Band werden. Abends um 23 Uhr kam Armstrong mit einem Fisch-Sandwich und seiner Trompete am Chicagoer Hauptbahnhof an und fuhr mit dem Taxi zu "Lincolns Garden", wo die "Creole Jazz Band" bereits spielte. Am selben Abend improvisierte Armstrong bereits eine zweite Stimme zum Trompeten-Thema von Oliver. "King Olivers Creole Jazz Band" war die erste schwarze Jazz-Gruppe, die Schellack-Aufnahmen machte: Am 31.3. und 6.4. 1923 fanden die ersten Aufnahmen statt, darunter der "Chimes Blues", in dem Louis Armstrong erstmals als Solist zu hören ist. Die Pianistin Lil Hardin hatte Louis Armstrongs Talent erkannt und sich in den Kopf gesetzt, aus ihm einen Star zu machen: Sie arbeitete mit ihm, um seine musiktheoretischen Kenntnisse zu verbessern. Auch privat kamen sie sich näher und heirateten im Februar 1924. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Musiker - bis auf Armstrong - King Olivers Band bereits verlassen, nachdem sie herausgefunden hatten, daß der Bandleader Gagen für sich behielt.
New York
Schon 1923 hatte Fletcher Henderson ein Telegramm an Armstrong geschickt, um ihn für seine Bigband nach New York zu holen. Im Oktober 1924 verließ Armstrong mit Lil Chicago, um als dritter Trompeter bei Henderson einzusteigen. Henderson erzählte später über das erste Probespielen mit Armstrong, daß dieser - immer noch mit der Notenschrift auf Kriegsfuß stehend - an einer Pianissimo-Stelle "volles Pfund" spielte, weil er dachte, daß das Zeichen "pp" "pound plenty" bedeutete. Als dann noch der Baß gegen die Posaune fiel, konnten sich alle vor Lachen nicht mehr halten. In den von Don Redman durcharrangierten Swingstil der Fletcher Henderson Band brachte Armstrong mit seiner "Hot intonation" ein wichtiges Element. Nebenbei spielte er Aufnahmen mit zahlreichen Blues-Sängerinnen wie Bessie Smith und Ma Rainey ein und erntete viel Applaus, als er bei einer Amateur-Show "Everybody loves my baby, but my baby don’t love nobody but me." sang.
The world’s greatest trumpet player
Lil Armstrong war schon 1925 aus New York nach Chicago zurückgekehrt und hatte dort "Lil Armstrong’s Dreamland Syncopators" gegründet und für Louis ein Wochengehalt von 75 Dollar ausgehandelt, mehr als jeder andere Musiker in Chicago seinerzeit erhielt. Außerdem sorgte sie dafür, daß am Eingang ein Schild "Louis Armstrong - The world’s greatest trumpet player" hing. Im "Dreamland" wurde eine Mischung aus Musik und Entertainment geboten: "Da war das Team von Brown und McGraw. Sie vollführten einen Jazztanz, der nicht enden wollte. Ich blies während ihrer Aufführung, und zu jedem Schritt, den sie taten, spielte ich die entsprechenden Töne." (Joe Glaser Paper) Im November 1925 stieg Armstrong bei Henderson aus und kehrte nach Chicago zurück. Neben dem "Dreamland" hatte er ein Engagement bei Professor Tate’s Symphonieorchester im "Vendome"-Theater.
Hot Five / Hot Seven
Wahrscheinlich stammt die Idee zur Gründung der "Hot Five" ebenfalls von Lil Hardin.
Um die Welt
Anfang der 1950er Jahre begann Armstrong mit seinen "All Stars" triumphale Konzertreisen in alle Kontinente. Dabei kam es zu einem regelrechten Armstrong-Fieber: Bei seinem Empfang in Buenos Aires 1957 tanzten 3000 junge Argentinier singend um sein Flugzeug herum. Ein Feuerwehrwagen fuhr herein um die heißen Jazzfans abzukühlen. In seinen Taschen wurde nach Souvenirs gesucht und jemand verletzte ihn sogar an den Lippen.Obwohl die Preise sechsmal so hoch waren wie in der Belgrader Oper waren die Karten für seinen ersten Auftritt in einem kommunistischen Land 1959 in Belgrad in einer halben Stunde ausverkauft. In Ljubljana wartete das Publikum bis Mitternacht auf die verspätet eintreffenden Musiker, die ihr Konzert in Reisekleidung begannen und bis in den frühen Morgen spielten. Danach wurde Armstrong von der begeisterten Menge auf Händen aus dem Saal getragen. Die beeindruckendsten Reisen führten Armstrong jedoch 1956 und 1960 nach Afrika: Bei seinem ersten Empfang in Accra (Ghana) wurde er wie ein Staatspräsident begrüßt: 10000 Menschen, 10 Bands und seine "All Stars" veranstalteten ein wilde Jam Session, auf der auch ein altes ghanaesisches Lied auf Armstrong umgetextet wurde: "All for you, Louis, all for you". Bei dem folgenden Open Air-Konzert feierten 50000 begeisterte, ekstatisch tanzende Menschen (darunter zahlreiche Stammeshäuptlinge, die bis zu 4000 Kilometer gereist waren) die "All Stars": Das Duett "That’s my desire" mit Velma Middleton war der Höhepunkt der Show, bevor Armstrong die Massen mit "When it’s sleepy time down south" beruhigte.In Ghana glaubte Armstrong den "Geburtsort des Blues" gefunden zu haben. Er vermutete sogar in einer ghanaesischen Frau eine direkte Verwandte gefunden zu haben.Die zweite Afrika-Reise (mit 45 Konzerten Armstrongs längste Auftrittsserie) 1960 führte ihn nach Ghana (wieder Accra), Nigeria, Kongo, Uganda, Kenya, Rhodesien, Liberia, Guinea, Mali, Tanganyika und Zanzibar. Südafrika wurde von der Apartheitsregierung gestrichen, weil die "All-Stars" eine "gemischtrassige" Gruppe waren. Zeittafel (11)
Kontext
Accra | Blues | Chicago | Ghana | Glaser,Joe | Hardin Armstrong,Lil | Henderson,Fletcher | Hines,Earl | Hot Five | King Oliver’s Creole Jazz Band | Musiker | New Orleans | New York | Oliver,Joe | Potato Head Blues | Satchmo | St. Cyr,Johnny | Storyville | Trompete | Trompeter | Kategorie "Armstrong,Louis"
Weitere (3): Louis Armstrong’s Hot Seven | Potato Head Blues | Satchmo |
Übergeordnete Kategorien (6): Grammy | Jazzsänger | Jazztrompeter | Kornettist | Mann (Kategorie) | Trompeter |
"Wenn irgendjemand Mister Jazz war, dann war es Louis Armstrong."
Duke Ellington (in "Downbeat", 1971)
„Jede Musik ist Volksmusik. Ich habe noch kein Pferd ein Lied singen hören.“
Louis Armstrong
"Ich wollte immer so singen, wie Louis Armstrong Trompete spielt."
Billie Holiday
„Innerhalb einer Komposition mag ich Improvisation überhaupt nicht. Nur im Jazz, also in stilistisch normierten Formen, mit einem vorgegebenen begrenzten Vokabular, kann man damit einiges machen. Das besitzt oft hohe Qualität, ob das nun tonal ist wie bei Louis Armstrong, modal wie bei Miles Davis und John Coltrane oder atonal wie bei Cecil Taylor – es ist ganz große Musik. Aber in komponierter Musik, in meinem Fach, bin ich für genaue Ausarbeitung und Notation wie bei Bach.“
György Ligeti, 2000
Stand: 16.02.2025, letzte Änderung: 18.09.2023
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