22.10.2010
Aus für Liberace-Museum
Lady Gaga der Fünfziger
Aus Las Vegas berichtet Gregor Peter Schmitz
Das Museum stand für alles, was in Las Vegas mal angesagt war: wilde Kostüme, funkelnde Diamanten, wehende Pelze - inszeniert vom Pianisten, Entertainer und Verwandlungskünstler ValentinoLiberace.
So setzte sich denn der - so das „Decca Book Of Jazz“ etwas von oben herab - „Liberace des dekorativen Jazz“ neben all den kaum noch zu zählenden klassisch-traditionellen Swing-Titeln und Evergreens auch durchaus mit damals zeitgenössischen Kompositionen wie John Lewis‘ „Django“,
Der Menschentyp, den er darstellt, war im Unterhaltungswesen nicht vorgesehen – ein Glitzerschwiegersohn wie Liberace schien er nur auf den ersten Blick, der zweite enthüllte eine sehr seltsame Sorte Rocker: Sein 1973er Schnappmesserhit „Saturday Night’s Alright For Fighting“ etwa hört sich nicht erst in der 1988er Coverversion der Heavy-Metal-Band Flotsam & Jetsam an, als hätte das Stück nur einer schreiben können, dessen Sozialisation mit dem Zerstechen der Fahrradreifen einer ungeliebten Kindergartenbetreuerin begonnen hat.
Elton John hat das Geschlechterrollenspiel schon gespielt, als es trotz Liberace, Lou Reed, Mick Jagger, Glam Rock und einer allgemeinen Neigung zum Übertreten von Grenzen auch in der unterhaltenden Musik noch keineswegs gewöhnlich war.
Fest steht jedoch, dass er zahlreichen homosexuellen Künstlern mit seinem Liberace-haften Diven-Habitus auf der Bühne (den er bis ins hohe Alter pflegte) den Weg in die Popmusik und den freien Ausdruck ihrer Sexualität und Persönlichkeit ebnete.