Der britische Komponist begann mit zehn Jahren, sich für das Komponieren zu interessieren. Das Handwerk lernte er zunächst autodidaktisch. 1981 bis 1984 nahm er Privatunterricht bei Oliver Knussen und George Benjamin. Ab 1985 studierte er bei John Lambert in London, anschließend bei Tristan Murail in Paris und Alexander Goehr in Cambridge. Des Weiteren nahm er ab 1987 an Kursen von Olivier Messiaen, György Ligeti, Per Nørgård, Oliver Knussen und Colin Matthews teil. Einem breiteren Publikum wurde er durch das Orchesterwerk "Diptych" bekannt, für das er 1990 mit dem Kompositionspreis der Royal Philharmonic Society ausgezeichnet wurde. Es folgten zahlreiche Aufträge, Aufführungen und Auszeichnungen in Europa und Nordamerika. 2021 wurde Anderson zum Commander of the Most Excellent Order of the British Empire ernannt. Im Folgejahr wurde ihm in Monaco der Ordre du Mérite culturel zuteil. Für das Cellokonzert "Litanies" wurde Anderson (2022) mit dem Grawemeyer Award ausgezeichnet.
Anderson komponiert für diverse Medien und Besetzungen. Sein Werk umschließt viele Gattungen der Kunstmusik, von Solowerken bis hin zu Opern oder Sinfonien. Des Weiteren ist sein Schaffen von Kontrasten geprägt, die werkspezifische Integration unterschiedlichster klanglicher Elemente ist ein Kernaspekt seines Stils. Zugleich sind bestimmte Merkmale häufig anzutreffen. Zu diesen zählt der Einfluss von Volks- und Popularmusik, wobei Anderson aus verschiedenen Musikkulturen und Strömungen schöpft. Er hat u.a. Alphornmusik, den Chorowod und Gamelan Musik sowie Jazz, Disco und Rock beherzigt. Zudem lassen viele Werke auf die Nähe zu ausgewählten Strömungen zeitgenössischer Kunstmusik wie z.B. Neo-Tonalität, Spektralmusik oder elektroakustischer Musik schließen.
Trotz der Erkennbarkeit einschlägiger Merkmale sieht Anderson davon ab, eigene Werke mit Begriffen wie "Avantgarde", "Musikkollage" oder "Programmmusik" zu beschreiben. Stattdessen bevorzugt er, Künstlern und Zuhörern möglichst viel Freiheit bei der Interpretation und Wahrnehmung zu lassen. Ebenfalls wichtig ist Anderson die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen. So ist z.B. das 1987 begonnene Werk "Khorovod" vor dem Hintergrund des zeitgleich erfolgten Wandels osteuropäischer Länder vom Kommunismus oder Sozialismus zur Demokratie entstanden. Die feierliche Grundstimmung von "Khorovod" kann als Ausdruck der Freude und Hoffnung verstanden werden.
Komplementär zur erfolgreichen kompositorischen Tätigkeit trägt Anderson zu Bildungswesen und Kulturmanagement bei. 1996 bis 1999 lehrte er u.a. Komposition, Instrumentationslehre und Musikanalyse am Londoner Royal College of Music. Anschließend übernahm er bis 2004 die Leitung des Fachbereichs Komposition. 2004 bis 2007 war er Fanny P Mason Professor of Music an der Harvard University. Seit 2007 hat er die eigens eingerichtete Professur mit begleitender Kompositionsresidenz an der Londoner Guildhall School of Music & Drama inne. Als künstlerischer Leiter gestaltete Anderson 2002 bis 2011 die Veranstaltungsreihe "Music of Today" der Philharmonia mit. Seit 2007 ist er Mitglied und seit 2022 Präsident des Musikbeirats der Fondation Prince Pierre de Monaco.
Andersons Werke wurden und werden von den Häusern Faber und Schott verlegt. Des Weiteren liegen zahlreiche Aufnahmen mit renommierten Solisten und Klangkörpern vor. Zeittafel (3)
1967 6. April * Julian Anderson (London) 2022 8. Februar In Paris findet die Uraufführung von Julian Andersons Cellokonzert "Litanies" statt. Es spielt das Orchestre National de Radio France unter der Leitung von Pascal Rophé, Solist ist Alban Gerhardt. 2022 5. Dezember Julian Anderson wird für seine Komposition "Litanies" mit dem Grawemeyer Award 2023 ausgezeichnet. Kontext
Grawemeyer Award | Komposition | Kunstmusik | Litanies | London | Mann (Kategorie) | Monaco | Musik | Musikanalyse | Musikkultur | Nordamerika | Nørgård,Per | Oper | Opernkomponist | Orchestermusik | Royal College of Music | Royal Philharmonic Society | Sinfonie | Sinfoniker (Komponist) | Vereinigtes Königreich | Kategorie "Anderson,Julian "
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Stand: 04.12.2024, letzte Änderung: 05.10.2024
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