und Liedvertonungen („Connaissance de l’Est“ u. a.), sondern auch der systematische Ausbau polytonaler und polyrhythmischer Strukturen (von Milhaud selbst in mehreren zentralen Essays auch theoretisch dargelegt, u. a. im lebhaften Austausch mit Charles Koechlin).
Dabei können in voneinander abgegrenzten Bereichen der Bühne bis zu drei Handlungsebenen mit autonomen Gesangseinlagen parallel ablaufen, woraus sich besondere polytonale Ansprüche an die Musik ergeben.
Doch er war kein Epigone - schon in seiner dritten Oper, dem Revolutionsstück "Marie Victoire" von 1911, erst kürzlich, am 28. Januar dieses Jahres in Rom posthum mit einigem Erfolg uraufgeführt, gibt es Polyrhythmik und Polytonalität ganz wie bei Strawinsky.
Vielleicht lag in seiner Fähigkeit, während des Komponierens andere akustische Reize wahrzunehmen, auch eine Wurzel für die polytonale Anlage mancher Stücke von Milhaud: Er lagerte nicht nur unterschiedliche Tonarten übereinander, sondern bisweilen auch ganze Werke.
Darius Milhaud, der als einer der ersten Komponisten Elemente des Jazz für die europäische Konzertmusik adaptierte ist vielmehr Hauptvertreter der sogenannten Polytonalität - einer Kompositionsmethode, die zwei oder mehr verschiedene Tonarten (etwa C -Dur, E-Dur) zur gleichen Zeit verwendet und aus solchen Mixturen durchaus melodiöse Effekte zieht.