Der französischeChansonnier und Anarchist begann seine Laufbahn als Sprecher, Geräuschtechniker und Pianist bei RadioMonte Carlo. Auf Anraten Edith Piafs ging er 1946 nach Paris, wo er mit Chansons wie „Graine d’ananar“, „Le piano du pauvre“ und „Monsieur William“ bekannt wurde. Ferré sang auf Solidaritätskundgebungen, bei Arbeiterstreiks und für aufständische Studenten. Sein Chanson „Mon général“ wurde während des Algerienkriegs1962 zensiert. Daneben vertonte er u.a. Texte von Rutebeuf und François Villon.
Kalenderblatt | Beitrag vom 24.08.2016
Französischer Chansonnier LéoFerré
Rebell und Ausnahmemusiker
Von Karl Lippegaus
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LéoFerré hob das französische Chanson in den Rang der Kunst, brach mit allen Klischees und Konventionen.
Diese Art Unverschämtheit, Freizügigkeit, Anarchie (im positiven Sinne) ist bei deutschen Liedermachern eher selten, bei den französischsprachigen selbstverständlich: Jacques Brel, Francis Cabrel, Yves Duteil, Jean Ferrat, LéoFerré, Maxime Le Forestier, Serge Gainsbourg, Michel Jonasz, Georges Moustaki, Pierre Perret, Renaud Séchan, Boris Vian; neuere Gruppen wie Bénabar, Noir Désir, Les Mauvaises Langues, Tarmac, Têtes Raides u. v. a. Kein Wunder, dass viele von ihnen das eine und andere Chanson von Georges Brassens adaptiert haben und auf ihre Weise interpretieren: eigenwillig, deftig und ein bisschen stur - wie der große Meister es seinerzeit vorgelebt und in seiner Kunst zelebriert hat.
1981 nimmt Lavilliers in Kingston das Album "O gringo" auf und beweist einmal mehr, dass es kaum einen Stil gibt, den er nicht beherrscht: Lieder nach seinem Vorbild LéoFerré, Bossa nova mit Roberto Gil, Rock mit den Musikern von Bruce Springsteen oder Reggae mit der Band von Bob Marley und später mit Jimmy Cliff: Lavilliers spielt alles, und sein druckvoller Bariton sorgt für den Wiedererkennungswert.
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Eine Lehrerin an der koreanischen Highschool hatte nach jeder Unterrichtsstunde ein Band in den Player geschoben, mit Musik von Edith Piaf und Yves Montand, Jacques Brel und LéoFerré.
Ganz aus sich heraus geht er in der schmeichelnden Melodik eines LéoFerré oder den Aquarellen der immer noch zu entdeckenden Komponistin Podowski, die im bürgerlichen Leben Régine Wieniawski hieß und die Tochter des großen Geigers Henry Wieniawski war.
ein Zwiegespräch mit dem Tod, «Avec le temps» von LéoFerré, eine bittere Bilanz der Vergänglichkeit aller menschlichen Bande, und «Si tu t?imagines» von Raymond Queneau und Joseph Kosma, eine auf Renaissance-Gedichte anspielende Aufforderung, den Tag zu nutzen.
So setzte er das um, was ihm sein großes Idol, der französische Chansonnier und Anarchist LeoFerré vorgelebt hatte: Erfolg drückte sich nicht in Geld aus, sondern im Lachen des Publikums über einen kleinen Witz von ihm.
29.3.2016 Der Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" - eine "extra 3"-Parodie zur Melodie von Nenas "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" - führt zu diplomatischen Verwicklungen Deutschlands mit der Türkei. Der deutsche Botschafter Martin Erdmann wird zu einem Gespräch einbestellt, in dem offenbar die Löschung des Videos verlangt wurde.