Hämmer ohne Grenzen
Punk ist zurück, sitzt aber am Klavier: Die Neoklassik von Nils Frahm, Francesco Tristano oder den Grandbrothers beantwortet eine Sehnsucht nach Reduktion und Regelbruch.
Tonart | Beitrag vom 06.01.2017
Neoklassik
"Wenn ich das höre, werde ich gequält"
Moritz Eggert und Paul Frick im Gespräch mit Carsten Rochow
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Neo-Klassik, eine Mischung aus Klassik und Pop, hat ihre Fans.
Was so unendlich nervt – und was mittlerweile einen Elementarschaden im Wertesystem bei der Beurteilung von Musik angerichtet hat –, ist die Bildungshuberei, das Sich-Ranwanzen an die Hochkultur, das neuerdings gerade die Vertreter der allerbanalsten Gebrauchsmusik pflegen und mit dem Label "Neo-Klassik" adeln.
Mit der Vertonung von Puschkins kleiner Tragödie «Mozart und Salieri» (1898) schließlich glückt ihm, woran sowohl Dargomyschski im «Steinernen Gast» wie Mussorgsky bei der Vertonung von Gogols Prosakomödie «Die Heirat» scheiterten: eine Dialogoper, die die zäsurlosen Blankverse der Vorlage fast strichlos vertont - kantable Kammermusik, die in ihrer melodischen Stilisierung zurückblickt auf den Stil der Mozart-Zeit, in der prismatischen Brechung von Deklamation und Instrumentalbegleitung aber bereits auf Verfahrensweisen der Neoklassik verweist, wie sie, Jahre vor Strawinsky, dann auch Richard Strauss in «Ariadne auf Naxos» verwendet.
29.3.2016 Der Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" - eine "extra 3"-Parodie zur Melodie von Nenas "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" - führt zu diplomatischen Verwicklungen Deutschlands mit der Türkei. Der deutsche Botschafter Martin Erdmann wird zu einem Gespräch einbestellt, in dem offenbar die Löschung des Videos verlangt wurde.